Die HR-Branche wird immer mal wieder von dem ein- oder anderen Trend heimgesucht. Einer davon macht unter der Bezeichnung „Open Hiring“ von sich reden. Dabei sollen Bewerber nach dem Prinzip eingestellt werden: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Sprich: Es gibt weder Bewerbungen, noch Vorstellungsgespräche. Kann das funktionieren?
Das Konzept Open Hiring auf einen Blick
Die Idee hinter dem Konzept des Open Hirings setzt dort an, wo Menschen mit Einstellungshindernissen kämpfen. Weil sie zu alt sind, Vorstrafen haben, fehlende Berufserfahrung, Angst vor Bewerbungsgesprächen oder sogar eine Behinderung. Hinter diesen Menschen, die in der HR-Abteilung nicht in die zweite Runde kommen würden, verstecken sich oft ebenso große Talente und fähige Mitarbeiter wie diejenigen, die durch gute Zeugnisse und erstklassige Referenzen einen Durchmarsch im HR-Prozess hinlegen.
So funktioniert die „Einstellung ohne Vorstellungsgespräch“
Das Prinzip „First Come, First Serve“ wird bei der Vergabe einer offenen Stelle konsequent durchgezogen. Ausgenommen davon sind Berufe, bei denen aus rechtlicher Sicht Zugangsvoraussetzungen erfüllt werden müssen – es kann also niemand einfach so in die Kardiologie marschieren und dort am offenen Herzen operieren.
Ein Beispiel für Open Hiring
Ein Schuhgeschäft in der Innenstadt sucht einen neuen Verkäufer bzw. eine Verkäuferin. Sie veröffentlichen in der lokalen Tageszeitung oder einfach per Din A4-Zettel am Schaufenster das Jobgesuch und bitten Interessierte am nächsten Montag um 8 Uhr zu erscheinen. Wer dort ist, kann anfangen.
Kann Open Hiring wirklich funktionieren?
Der Fokus dieses Konzeptes liegt bei der Einarbeitung und dem Onboarding der neuen Mitarbeiter. Learning by Doing. Dies fordert natürlich von allen Beteiligten die Bereitschaft, sich darauf einzulassen und die Vorteile zu sehen. Genauso wie beim klassischen Bewerbungsprozess kann am Ende die Erkenntnis stehen, dass dieser Mitarbeiter doch nicht in das Unternehmen passt. Ebenso gut können Firmen auf diesem Wege auch den perfekten Kandidaten finden.
Welche Vorteile hat Open Hiring für Unternehmen?
Für die Arbeitsuchenden selbst liegen die Vorteile auf der Hand. Gerade diejenigen, die nicht perfekt ins Bild passen, bekommen eine Chance auf Arbeit. Aber auch für Unternehmen ergeben sich aus dieser Art der Rekrutierung klare Vorteile.
Zugang zu einem großen Kandidatenpool
Je weniger Hürden Sie im Bewerbungsprozess aufstellen, desto mehr Kandidaten bekommen Zugang zu einer Position. Gerade für schwer zu besetzende Stellen ist dies ein erheblicher Vorteil.
Mehr Vielfalt im Team
Über das Open Hiring werden in der Regel andere Kandidaten eingestellt, als wenn Sie die Stelle auf herkömmlichem Wege besetzen würden. Sie bekommen Mitarbeiter aus allen Gesellschaftsschichten, was eine Bereicherung für jedes Unternehmen sein kann.
Schnelle Stellenbesetzung
Stelle ausschreiben, auf eingehende Bewerbungen warten, Vorstellungstermine vereinbaren: All das entfällt beim Open Hiring. Im Zweifel reicht ein Zettel am Schaufenster aus und Sie können auch kurzfristig neue Mitarbeiter finden.
Open Hiring verfolgt ganz klar einen sozialen Ansatz. Er fokussiert sich nicht auf die Defizite und Hinderungsgründe für die Besetzung einer Stelle, sondern auf das, was Menschen unabhängig von ihrer Geschichte und ihrem Lebenslauf stattdessen können. Gerade diejenigen, die bei der Arbeitssuche auf Hinderungsgründe stoßen, bekommen eine echte Chance. Der Lohn sind loyale Mitarbeiter, die dankbar sind für diese Möglichkeit und dafür auch ihr Bestes geben. Open Hiring ist keine eierlegende Wollmilchsau, mit der garantiert jedes Unternehmen plötzlich ohne HR-Kosten innerhalb kurzer Zeit Top-Besetzungen für ihre Stellen finden. Aber es bietet einigen Branchen die Chance, insbesondere für schwer zu besetzende Stellen auf direktem Wege geeignete Mitarbeiter zu einzustellen.